Mut

Was genau ist eigentlich Mut? Wann ist man mutig? Wo sollte Mut Grenzen haben? Tut Mut gut? Und was kann ich tun, um mutiger zu werden?

Die amerikanischen Psychologen Christopher Peterson und Martin Seligman bezeichnen Mut als eine der sechs Grundtugenden (neben Weisheit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Transzendenz). Das Lexikon für Psychologie und Pädagogik definiert Mut als ein Verhalten, bei dem man sich in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation begibt (Stangl, 2022). In der positiven Psychologie (z.B. Robert Diswas-Diener) ist Mut nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die tiefe Überzeugung, dass es noch etwas wichtigeres als die Angst gibt.

Mut aus psychologischer Sicht bedeutet also, etwas zu tun, obwohl man Angst davor hat. Und so wird man besonders in bestimmten Situationen mutig. Studien zeigen zum Beispiel, dass Menschen eher mutig sind, wenn sie zum Beispiel neugierig, verzweifelt, wütend oder empört sind.

Wie entsteht denn Mut? Wird man mutig geboren? Oder gemacht? Kann man lernen, mutig zu sein?

Die Psychologie hat herausgefunden, dass Mut zu einem großen Teil eine Frage der Einstellung eines Menschen ist. Denn wer Mut hat, besitzt das Grundvertrauen, sein Ziel erreichen und mit dem eigenen Handeln etwas bewirken zu können, bzw. mit Schwierigkeiten auf dem Weg zum Ziel umgehen zu können. Mut ist nicht angeboren, auch wenn die Genetik und die Erfahrungen eines Kindes im Mutterleib (z.B. Hormonspiegel, Stress, etc.) Auswirkungen darauf haben. Aber vor allem die Sozialisation und Vorbilder in der Kindheit und Jugend spielen eine Rolle. Wer in einem Klima des Muts und der Ermutigung aufgewachsen ist, wird leichter seine Ängste überwinden können als jemand, der/die nie die eigenen Ängste überwinden musste.

Mut brauchen wir im Leben an vielen Punkten: Als Kind, um gegen die Eltern aufzubegehren, um sich gegen das Ärgern durch Mitschüler*innen zu wehren, als junge*r Erwachsene*r, um die ersten eigenen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu tragen, um sich vom Partner/der Partnerin zu trennen, und so geht es immer weiter.

Mut muss ein Mensch aufbringen können, er kostet Kraft. Deshalb braucht es für richtigen Mut (nicht für Mutproben!) eine gute Portion Selbstbewusstsein (oder Verzweiflung, Neugier oder Wut, wie oben bereits geschrieben).

Und wie werde ich nun mutig(er)?

Ängste aushalten, mitten durch sie hindurch gehen, und lernen, dass dieser Mut belohnt wird, lautet die Devise. Jede*r, der/die sich mit den eigenen Ängsten beschäftigt, sie ernst nimmt (aber nicht zu ernst) und sich traut, sie auch mal beiseite zu schieben, wird mit jedem Mal des Beiseiteschiebens mutiger. Mut und Angst sind dabei zwei Seiten der gleichen Medaille - wer Mut hat, hatte auch mal Angst - und wer Angst hat, ist auch zu Mut fähig.

Schritte zu mehr Mut
Wer die eigene Mutgrenze ausdehnen möchte, sollte als allererstes an der eigenen Fehlerfreundlichkeit arbeiten - zum Leben und zu mutigen Schritten gehören immer auch Rückschläge und Fehltritte. Das zu akzeptieren ist die Grundvoraussetzung für mutiges Handeln.

Außerdem hören mutige Menschen gut auf ihr Bauchgefühl. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich mit meinem geplanten Schritt scheitere? Was kann schlimmstenfalls passieren? Und könnte ich damit dann umgehen? Fühlt man sich arg unwohl damit, kann es auch mutig sein, einen Schritt eben nicht zu gehen.

Als letzten Schritt zu mehr Mut im Großen sollte man jeden Tag den Mut im Kleinen üben - mal einem Fremden einfach so zulächeln, in einer Diskussion zur eigenen Meinung stehen, einschreiten, wenn jemand unfair behandelt wird, im Freibad vom Dreier springen oder in einen Stadtteil fahren, in dem man noch nie war. Mut ist für jeden Menschen etwas anderes, und jede und jeder entscheidet am Ende selbst, was für sie oder ihn persönlich Mut ist.

Wichtig ist, von Zeit zu Zeit die eigene Komfortzone zu verlassen, ein Risiko einzugehen und die eigenen Grenzen dann und wann zu überschreiten und zu schauen, was passiert.



Denn laut Robert Diswas-Diener ist "Mut der kürzeste Weg zu einem guten Leben".