Gute Kommunikation in Beziehungen

Kommunikation in Beziehungen kann schwierig sein. Oft entstehen immer wieder an den gleichen Punkten Missverständnisse, Streit, Rückzug oder Unverständnis, wenn Paare zusammenleben.

Das bedeutet aber nicht immer, dass die Beziehung nicht gut ist oder eine Trennung her muss. Oftmals sind die Beteiligten einfach so gefangen in der Beziehungsdynamik, dass es schwer ist, bei Konflikten eine sachliche Ebene zu finden.

Um in einer Beziehung gut zu kommunizieren und eine gemeinsame Ebene zu finden, gibt es ein paar hilfreiche Tipps:


Erkennen und Formulieren der eigenen Bedürfnisse und Erfragen der Bedürfnisse des Partners / der Partnerin 

Nach der Verliebtheitsphase, in der wie von selbst die wenigen vorhandenen Bedürfnisse, die meist bei beiden Partner*innen sehr ähnlich sind, erfüllt werden, verändert sich etwas. Jede*r der Beteiligten kommt irgendwann wieder in die Phase, in der die eigenen Bedürfnisse wieder wichtiger werden. Da die andere Person diese aber nicht immer erahnen oder erkennen kann, müssen wir darüber klar kommunizieren und im besten Fall auch mal nachfragen, falls wir das Gefühl haben, dass es zwischen den Bedürfnissen auf beiden Seiten Unvereinbarkeiten gibt. Dazu müssen wir natürlich erstmal die Fähigkeit haben, zu schauen, was gerade unser eigenes Bedürfnis ist.

Die Aufgabe ist also, in sich hineinzuhorchen und zu schauen, welches Bedürfnis da gerade ruft, und das dann meinem Partner / meiner Partnerin in klaren Worten zu erklären.


Klare Formulierungen in Ich-Botschaften

Wenn du dir im Klaren darüber bist, was genau dein Bedürfnis ist, formuliere es in der Ich-Form statt in der Du-Form. Es kommt bei deinem Gegenüber völlig anders an, wenn du sagst "Ich wünsche mir, dass wir am Wochenende mehr Zeit miteinander verbringen" als "Immer bist du am Wochenende so viel unterwegs". Formuliere deine Wünsche und Bedürfnisse immer von dir ausgehend, ohne dem anderen eine Verantwortung zuzuschieben - denn ob er diese hat, darüber könntet ihr ggf. unterschiedlicher Meinung sein.
Überprüfe also mal deine Botschaften, und wie diese bei deinem Gegenüber ankommen. Machst du dem / der anderen Vorwürfe in der Du-Form, oder bleibst du ganz bei dir und dem, was du dir wünschst?


Versuche, den / die andere*n zu verstehen

In einem Gespräch ist es im besten Fall so, dass eine*r der Beteiligten spricht und die andere Person in diesem Moment zuhört und dem / der anderen nicht ins Wort fällt. Aber auch Zuhören kann auf unterschiedliche Weisen passieren. Sei, wenn dein Gegenüber mit dir spricht, ganz bei ihm / ihr. Frage nach, wenn du etwas nicht verstehst, fasse zwischendurch noch einmal zusammen, ob du das Gesagte richtig verstanden hast, und gib auch gern eine Rückmeldung, wenn du erkennst, wie dein Gegenüber sich dabei fühlt ("Ich merke, wie enttäuscht du bist, das tut mir leid"). Hat die andere Seite alles gesagt, soll sie dir natürlich dieselbe Aufmerksamkeit zukommen lassen.

Ihr könnt dafür auch eine Übung aus der Paartherapie machen, bei der jede*r 10-15 Minuten Zeit hat (mit Timer!), dem / der anderen alles zu sagen, was ihm / ihr auf dem Herzen liegt. Das natürlich sachlich, ohne Vorwürfe und ich Ich-Botschaften ("Es fühlt sich für mich ... an, wenn du ...", "Ich würde mir wünschen, dass du mich in den Arm nimmst, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst"). Der- / diejeinige, der / die gerade nicht dran ist mit sprechen, hört einfach nur zu, und kann, nachdem die Redezeit der ersten Person zu Ende ist, darauf mit den eigenen 10-15 Minuten reagieren - in der gleichen respektvollen Form wie Person 1. 


Sprecht in Ruhe miteinander

Es ist schwer, in gestresstem Zustand Kommunikationsregeln einzuhalten und fair zu bleiben. Wenn du merkst, dass du dich in Rage redest, wenn du gestresst bist oder so wütend, dass du kaum an dich halten kannst, oder merkst, dass es deinem Partner / deiner Partnerin so geht - gib euch eine kurze Auszeit. Geht kurz getrennte Wege, verlasst den Raum oder das Haus, und trefft euch wieder, wenn ihr euch beide beruhigt habt, ggf. auch erst am nächsten Tag. Wenn beide ruhiger sind und in einem entspannteren Zustand, und die Gelegenheit hatten, über das Problem und eventuelle Lösungen nachzudenken, ist es wesentlich einfacher, gut miteinander ins Gespräch zu kommen und Verständnis für die andere Seite zu entwickeln.


Fragen statt Klagen

Versuche, deine Wünsche in Fragen zu formulieren, statt in Beschwerden oder Vorwürfen. Danach zu fragen, ob die andere Seite einverstanden wäre, demnächst ein Gespräch über die Aufteilung der Hausarbeit zu sprechen, löst in dieser etwas anderes aus als der Vorwurf, das gegenüber würde sich nicht genug daran beteiligen.


Komplimente machen

Warum liebst du deine*n Partner*in? Was zieht dich an ihm an oder hat dich zu Beginn eurer Beziehung angezogen? Welche Eigenschaften hat er oder sie, die du gern hättest? Was mögen andere an ihm / ihr? Und hast du ihm oder ihr das in letzter Zeit mal gesagt?

In unserem Alltag schaffen wir es nicht immer, unserem Partner/unserer Partnerin die positive Bestärkung zu geben, die vielleicht angebracht wäre oder die er / sie gerade braucht. Dabei ist aus der Positiven Psychologie schon lange bekannt, dass Komplimente und positive Bemerkungen eine Beziehung stärken, mehr Nähe bringen und negative Eindrücke überdecken können.

Also, versuch doch mal, deinem Gegenüber jeden Tag etwas Nettes zu sagen – von „Danke, dass du dich heute um den Müll gekümmert hast“ bis hin zu „Ich mag es, wie gut du mit Menschen umgehen kannst“. Probier es aus und freue dich über die Reaktion!

Und hier noch eine Idee, falls ihr mal wieder in Streit geraten oder euch uneinig zu einem Thema seid. Führt das Gespräch doch mal strikt nach diesem Muster:

  1. Mein Standpunkt (zur Not werft eine Münze, wer anfangen darf, und teilt euren Standpunkt wie oben beschrieben in Ich-Botschaften)
  2. Dein Standpunkt
  3. Mein Bedürfnis
  4. Dein Bedürfnis
  5. Mein Lösungsvorschlag
  6. Dein Lösungsvorschlag
  7. Gemeinsamer Weg

Wie Kommunikation in Beziehungen nicht geht, habe ich bereits in meinem Artikel über die Vier Apokalyptischen Reiter beschrieben - du findest ihn hier: http://www.psychologische-beratung-oldenburg.de/blog/die-vier-apokalyptischen-reiter


Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!